Kunsthotel und Sozialprojekt. Berlin Mitte.
Ziemlich mittig in der Auguststrasse liegt eine unbebaute Parzelle (zum Zeitpunkt des Entwurfes, jetzt Wohnneubau mit öffentlichem Erdgeschoss). Linksseitig wird das Grundstück durch die Brandwand der Kunstwerke begrenzt, rechts durch eine Umzäunung des Sportplatzes. Auf dieser Parzelle soll das Hotel “the HO*HO” entstehen, welches sich an Kunsttouristen und Kulturreisende richtet, aber auch und das vor allem, als soziales Hilfsprojekt funktionieren soll.
Sämtliche Mitarbeiter des Hotels sind Obdachlose oder Menschen aus kritischen sozialen Verhältnissen. Sie bekommen ebenfalls eine Unterkunft auf dem Grundstück, welche sie während ihrer Teilnahme an der Initiative eigenverantwortlich bewohnen können.
Beinah über dem gesamten Grundstück liegt ein rotes Podest, das sich darüber hinaus quer über die Auguststrasse schiebt und an dem gegenüberliegenden Haus endet. Auf diesem Podest steht, in der selben Flucht wie alle anderen Häuser auch, das Hotel. Seine nur zwölf Doppelzimmer lassen es als kleine intime Herberge erscheinen. Die Zimmer sind als Röhren gebaut, sodass man aus ihnen heraus vor und hinter das Hotel schauen kann. Das hohe Erdgeschoss mit Empfang und Bar gibt von der Strasse aus den Blick bzw. den Weg frei auf die dahinter gelegenen Unterkünfte der Mitarbeiter. Diese umfunktionierten Wohnkontainer stehen ebenfalls auf dem roten Podest, welches im Garten des Grundstückes endet. Vor dem Hotel, und auch wieder auf dem roten Podest, steht in der Strassenmitte eine Apollonbildstatue, welche sich in der Spiegelglasfassade des Hotels und der ebenfalls neu verspiegelten Fassade des gegenüberleigenden Hauses in einem unendlichen Raum verliert.
Auguststrassenansicht the HO*HO
the HO*HO
Grundriss 0 / Grundriss +1 +2 +3 / Schnitt mit Rotem Podest über Auguststrasse, durch Barbereich und Wohnpark im Garten (von links nach rechts: gegenüberliegende Spiegelfassade, Auguststrasse mit Apollonbildstatue, theHO*HO, Wohnpark aus umfunktionierten Containern)
MOTIVATION: Bauer König Kunst
In Berlin ist Mitte seit jeher der Bezirk der Macht und der Repräsentation der Macht. Hier findet man Regierungssitze, Prachtstrassen, Traumschlösser, Eliteuniveristäten, Einkaufsquartiere und Museumsschätze.
Seit der Überführung von Ost nach West in den 1990er Jahren, ist Berlin Mitte ist der wichtigste Erneuerungs- und Sanierungsbezirk der Stadt. Abermals soll hier die Stadt zu prachtvollem Glanz und Glitzer erwachen. Solche Beschönigungen sind aber nur mit einem finanziellem Aufwand zu haben, den Stadt und Staat selber nicht erbringen können. Deswegen schauten sie zusammen mit ihren Freunden vom Geschäft, wie sich die Sache am besten aufteilen ließe. Stadt und Staat übernahmen daraufhin so prestigeträchtige Aufgaben wie den Nachbau von einem Schloss, in dem man dann die Beute von fremden Kulturen ausstellen kann. Ihren privaten Partnern überliessen sie die Grundstücke auf denen diese erfolgreich investieren können. Mitte gehört somit den Investoren, also dem Geld, welches über den internationalen Marktplatz tanzt.
Investiert wird aber nur, wenn sich die Investitionen einen Gewinn versprechen. Das bedeutet in den meisten Fällen, einen grösseren Geldbetrag ausgezahlt zu bekommen, als den, den man eingezahlt hat. Zum erreichen dieses Zieles bedarf es näturlich einer Zielgruppe, die über dieses Geld verfügt. Diese Gruppe Menschen erreicht man über den Markt. Dort werden speziell zurechtgedrehte Angebote gemacht, die dem Lebensgefühl und dem Anspruch der Zielgruppe entsprechen. Mitte ging also an den Markt.
An den Wohn- und Gewerbeflächenmarkt, an den Warenmarkt und zum Beispiel in der Auguststrasse an den Kunstmarkt. So kamen immer mehr Menschen in die Auguststrasse, die sich Kunst leisten können, um sich dort Kunst zu leisten. Oftmals auch sehr kritische Kunst, die auf so allerei Missverhältnisse in der Welt verweist.
Eines dieser Missverhältnisse kann man auch in Mitte beobachten. In Mitte ist jetzt nämlich Platz für Geld und kein Platz mehr für kein Geld. Immer mehr trennen sich die unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft räumlich voneinander ab. Mitte wird zu einem Ghetto der Besserverdiener, Vielgeerbten und Jetsetchefs. Berlin Mitte entwickelt sich zu einer monokulturellen Insel der Bessergestellten und die Auguststrasse im besonderen mit ihrem etablierten Kunstbetrieb. Ein gesellschaftlicher Ausstausch findet hier in Mitte so gut wie nicht mehr statt.
Das “the HO*HO”, fast selbst schon ein utopisches Kunstprojekt, ist natürlich genau auf die Auguststrasse zugeschnitten und nicht beliebig versetzbar. Es soll aber als Beispiel beziehungsweise als Hinweis an die (Stadtentwicklungs)Politik funktionieren, die ihre Aufgabe, die unterschiedliche Interessen und Forderungen in einer komplexen Gesellschaft auszugleichen, ernst nimmt und eben entsprechend agiert. Möglich kann dies nur werden, wenn Interaktion, Austausch und gegenseitiges Verständnis herrschen.
Und das ist es, was unsere Hauptstadt repräsentieren sollte.
Viele Grüsse von der Auguststrasse
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